Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die Bergtshöfer eine ebenso einfallsreiche wie ungewöhnliche Idee. Anstelle der andernorts üblichen steinernen Mahnmale errichten sie 1921 einen Glockenturm. Er sollte die Erinnerung an die drei Kriegsgefallenen aus dem Ort wachhalten. Für die Bezahlung fanden sie in jener inflationären Zeit ebenfalls eine ungewöhnliche Lösung: Statt Geld gab es sieben Zentner Braugerste. Bis in die 1940er Jahre hinein läutete immer an den Todestagen der Kriegsopfer die Glocke. Später noch bei Beerdigungen und wenn Feuer ausgebrochen war - im Dorf und in der Umgebung. Ununterbrochenes Läuten bedeutet, dass es in Bergtshofen brennt. Bis heute haben sich das Mittagsläuten (um 11 Uhr), das Abendläuten (sobald es dämmert) und das Betläuten erhalten. Dieses ruft die evangelischen Christen zum Gottesdienst. Einheimische wissen, wenn eine Stunde vor Gottesdienstbeginn die Glocke erklingt, geht’s in die Buchheimer Kirche, bei einem Vorlauf von einer halben Stunde nach Pfaffenhofen. Lange erfolgte die Bedienung per Hand. 65 Jahre lang ab 1955 von der Familie Gundel über drei Generationen, die sich zuverlässig auch um die Wartung der Uhr und der GIocken kümmerte. Im Jubiläumsjahr 2021 hat die Gemeinde Gallmersgarten sämtliche Teile des Glockenturms einer grundlegenden Modernisierung unterzogen, ein automatisches Läutwerk wurde eingebaut. Seither genügt ein Knopfdruck, um die untere der beiden Glocken, die Läutglocke, zum Klingen zu bringen. Die Schlagglocke ertönt zu jeder viertel Stunde.
Text: Harald Weigand
Suchfunktion: